VOM SCHLACHTHAUS ZUM VEREIN FÜR KULTURSCHAFFENDE

Der Name Werker ist den meisten Wolfsburgern sicherlich im kulinarischen Zusammenhang noch ein Begriff. Dem Unternehmer Günther Werker gelang es, nach der Übernahme eines Fleischereibetriebes auf dem Gelände in der Zeppelinstraße seine bald legendäre Fleisch- und Wurstwarenfabrik im Jahre 1967 zu erbauen. Zwischen hellen Fliesen und blankem Stahl verwandelten sich alsbald die Schweinehälften in Schnitzel und Co.

Elf Jahre später wurde Bruno Hintz dort Betriebsleiter. Er erwarb 1998 die Fabrik samt der sechs zugehörigen Fachgeschäfte und belieferte ganz Norddeutschland mit Fleischwaren aus dem Wolfsburger Betrieb. Die Produktion musste jedoch wegen der Flächenanforderungen in den neuen EU-Vorschriften eingestellt werden. Die Fachgeschäfte wurden verkauft, die Fabrik selbst blieb zunächst verwaist, stand einige Jahre leer und wurde schließlich teilweise entkernt. 

Nico Deidda war der erste Musiker, der Arne Hintz (Bruno Hintz‘ Sohn) hartnäckig und am Ende erfolgreich mit der Frage auf die Nerven ging, ob er sich dort nicht einen Probenraum für seine Band einrichten könne. Arne überließ ihm 2003 einen Kellerraum „in der hintersten Ecke“. Aber es blieb nicht dabei. Weitere Musiker meldeten Interesse an, und so wurden Teile des ehemaligen Schlachthofs nach und nach zur Herberge für Bands. 2005 richtete Arne die Diskothek Schlachthaus im „Main Floor“ ein, später ein Veranstaltungszentrum. Schließlich verpachtete die Familie die Räumlichkeiten an verschiedene Nutzer. 

Nach dem dritten aufgelösten Pachtvertrag jedoch stellten sich Arne und seine Mutter Hannelore Hintz die Frage, wie es mit dem Gebäude weitergehen solle, ob die Familie vielleicht verkaufen oder doch lieber vermieten solle. Da hatte Arne die Idee einen Verein zu gründen. Er trommelte sieben Leute zusammen, die als Gründungsmitglieder den Verein Musikhof Wolfsburg e.V. ins Leben riefen. Am offiziellen Gründungstag, dem 09.11.2020, wählten bereits 34 Mitglieder den Vorstand. Gitarrist Matthias Bartsch, der sich eigentlich nur als Kassenwart gesehen hatte, und fest davon ausging, dass Arne den Vorsitz übernehmen würde, wurde von diesem überrumpelt und zum Vorstandsvorsitzenden vorgeschlagen. Sektlaune und Gründungseifer trugen dazu bei, dass „Bartschi“ sich breitschlagen ließ, den Job zu übernehmen (und er hat es tatsächlich bisher keinen Tag bereut! Im Gegenteil – er passt ja auch perfekt zu den Herausforderungen dieser Aufgabe). Zweiter Vorsitzender wurde der musikalische Gastronom Stefano Melcore, Protokollführer der DJ und Produzent Sergio de Flaviis, und Kassenwart wurde „die Nervensäge“: Gitarrist Nico Deidda. 

Seitdem werkeln die Mitglieder fleißig an den Räumlichkeiten und dem ganzen Klimbim drumherum, um aus der Fabrik eine echte Eventlocation zu zaubern, die ihresgleichen sucht und die Stadt um einen guten Schuss Kultur bereichern wird.

Am 09.04.2022 fand die erste interne Eröffnungsfeier für die Mitglieder statt, sozusagen als Testlauf für kommende Veranstaltungen. Und am 27.08.2022 wird der Musikhof mit einem Rockkonzert ganz offiziell und für jedermann eröffnet.